Neubau Bettenhaus, Foto: Ralph Feiner
Im neuen Bettenhaus des Stadtspitals Triemli entstehen zehn Bettengeschosse. Architektonisch sehen sie alle etwa gleich aus. Was variiert, sind die medizinischen Angebote. Nach einer Reihe von temporären Eingriffen auf dem Spitalareal entschied sich das Kunstgremium, im Neubau Bettenhaus bleibende künstlerische Interventionen einzurichten. Unter dem kuratorischen Projekt «Disegno» wurden 2013 siebzehn Künstlerinnen und Künstler eingeladen, für eines von zehn Geschossen Wandarbeiten in den Korridoren und eine dazugehörige Edition für die Zimmer zu entwickeln. Vier Künstler konnten 2015 ihr Gesamtkonzept vollständig umsetzen. Sechs weitere schufen je eine Edition für die verbleibenden Geschosse.
WeiterWandzeichnung im Korridor, Foto: Francisco Paco Carrascosa
Marc Bauer wählte als Vorlage für seine Wandmalereien bekannte, postkartenartige Ansichten von Schweizer Städten sowie Landschaftsgemälde von Pierre-Louis de La Rive aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die Bergansichten zeigen. Von ihrer Vertrautheit verspricht er sich eine beruhigende Wirkung. Der Künstler hat die Motive auf Schwarz-Weiss reduziert und Details weggelassen, sodass ein neblig-verschwommener Eindruck entsteht. In dieses Bild passen die senkrechten, farbigen Striche, die an Regen erinnern und die einzelnen Gemälde auf der Wand optisch verbinden. Für die Bilder in den Räumen hat Bauer zwei imaginierte Landschaften in Tusche gezeichnet und mit Farbkreisen kombiniert.
WeiterMotiv aus der Edition, Foto: Daniel Breu
«fast nichts», nämlich fünf Luftblasen im Beton sind Ausgangspunkt von Daniel Breus Zeichnungsserie. Die Löcher, sogenannte Lunker, entstanden beim Guss der Korridorwände. Die fünf Formen verwandelt Breu in Flecken, Landschaften, Berge oder Seen. Ihre Darstellung erinnert dabei an Höhenlinien oder kartographische Schraffuren. Mit den Farben, die aus verschieden tiefliegenden Erdschichten gewonnen sind, verweist Breu darauf, dass das Triemli auch in die Tiefe des Erdreichs hinab reicht.
WeiterMotiv aus der Edition, Foto: Olaf Breuning
Die Bleistiftzeichnungen von Olaf Breuning wirken mit ihrem klaren Strich und ihren einfachen Motiven auf den ersten Blick fast kindlich. Auf den zweiten wird jedoch ihr kecker Charme augenfällig. Mit Witz haucht Breuning Geräten und Dingen Leben ein, lässt die Rakete die Mundwinkel nach unten ziehen, während der Kran grossäugig in die Welt blickt und die Gestirne lachen. Und bei der Fragenbeantwortungsmaschine muss man nur an der Kurbel drehen, damit aus einer Frage (Question) eine Antwort (Answer) wird.
WeiterMotiv aus der Edition, Foto: Lena Eriksson
Im Alltag und auf Reisen fotografiert Lena Eriksson mit wachem Blick für poetische und manchmal absurde Situationen. Wenn sie danach die fotografischen Schnappschüsse in Zeichnungen verwandelt, wählt sie einen Aspekt aus, reduziert und verändert die Motive und spitzt dabei ihre Bedeutung zu. So untersucht sie die Realität vor dem Hintergrund persönlicher Gedanken. In den Fokus geraten kann alles, eine Wurst genauso wie eine Skulptur im Museum oder ein Fensterputzer an einer Fassade.
WeiterMotiv aus der Edition, Foto: Michael Günzburger
Michael Günzburgers Lithographien (Steindrucke) lassen an Eis, Wasser, Wolkenhimmel oder verwischte Landschaftsansichten aus dem fahrenden Zug denken. Sie sind experimentell an der Druckerpresse entstanden, indem der Künstler weisse Farbe (manchmal mit wenig Rosa, Gelb oder Blau) und Klarlack auf den leeren, aber nassen Druckstein gab und damit türkis-metallisiertes Papier bedruckte. Mehrere Schichten erzeugen eine Tiefenwirkung, schwarze Tuschelinien heben einzelne Formen hervor.
WeiterWandmalerei im Korridor, Foto: Francisco Paco Carrascosa
Ingo Giezendanner hat die Wände der Korridore mit einer riesigen Wandzeichnung in comicartigem Zeichenstil überzogen. Dafür verwob er bestehende Zeichnungen, die er rund um den Globus angefertigt hat, zu einem komplexen, multikulturellen Stadtgefüge, in dem sich Welten überlagern und Gegensätze aufeinanderprallen. Das so entstandene Wimmelbild regt ebenso wie die Editionen in den Räumen dazu an, immer wieder neue Details zu entdecken und in Gedanken in ferne Länder zu reisen.
WeiterWandzeichnung im Korridor, Foto: Francisco Paco Carrascosa
«TriemliMemory – Eine kleine Enzyklopädie des Alltags» besteht aus Wandmalereien im Korridor, Bildtafeln für die Zimmer, einem Lagermöbel im Aufenthaltsraum, einem Memoryspiel und einer farblichen Markierung der Zimmer. Zeichnungen und Texte wecken Erinnerungen an den Alltag ausserhalb des Spitals, an Spiel und Spass daheim oder unterwegs, und öffnen Fenster für Träume, Geschichten, Spiele und neue Begegnungen. Mit den Bildtafeln können die Zimmer individuell bespielt werden.
WeiterWandbilder im Korridor, Foto: Francisco Paco Carrascosa
Die Arbeit von Renée Levi ist von den Holzpaneelen an den Korridorwänden inspiriert. Die verschiedenen Holzarten sind Ausgangspunkt für Farbkombinationen und -studien in drei grossen Bildpaaren in den Korridoren. Braune Holztöne treffen dabei auf verschiedene Buntfarben, während an den Rändern die Suche nach dem richtigen Farbton sichtbar ist. In Anlehnung an die Redewendung «Süssholz raspeln» sind die Bilder für die Zimmer mit einer spielerisch-poetischen Wortkombination aus Holzname und Tätigkeitswort ergänzt.
WeiterMotiv aus der Edition, Foto: Thomas Müllenbach
Die Südsee ist ein typisches Sehnsuchtsziel. Die 41 Aquarelle von Thomas Müllenbach laden dazu ein, gedanklich auf Reisen zu gehen, sich tagträumend auf kleine Inseln und an sonnige Strände zu versetzen. Palmengruppen, der Blick über die Felsen hinweg auf das weite, blaue Meer oder langgezogene Küstenstreifen sind mit lockerem Pinselstrich und in leuchtenden Farben gemalt und tauchen wie Erinnerungsbilder aus der Mitte des Blattes auf.
WeiterMotiv aus der Edition, Foto: Tobias Nussbaumer
Tobias Nussbaumer interessiert am botanischen Garten das Zusammenspiel von Natur und gläserner Architektur. Wegen den vielfältigen Spiegelungen ist nicht immer klar, wo in seinen Zeichnungen die Grenze zwischen realer und gespiegelter Pflanzenwelt verläuft. Das verleiht ihnen etwas Traumhaftes. Zudem gibt es Parallelen zwischen dem neuen Bettenhaus und den Gewächshäusern: Beide haben eine gläserne Hülle und sind Orte der Pflege.
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